- "Der Umzug hat auch das Gemeinschaftsgefühl unter den Bewohnern gestärkt"
- Herzwochen: Vortragsreihe am 17. November in Ludwigsfelde
Diabetes: Den Körper beobachten und Veränderungen wahrnehmen
In Deutschland sind ungefähr sieben Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren an Diabetes mellitus, der sogenannten Zuckerkrankheit, erkrankt. Sergej Nabitowski ist Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie am Evangelischen Krankenhaus Lutherstift Frankfurt/Oder und hat uns zum Weltdiabetestag am 14. November unsere Fragen beantwortet.
Die Mediziner Frederick Banting und Charles Best konnten 1921 das lebenswichtige Insulin aus der Bauchspeicheldrüse eines Hundes gewinnen. Das war ein Meilenstein der Medizingeschichte. Was ist Ihrer Meinung nach heutzutage außerdem wichtig, um den Kampf gegen Diabetes weiter voranzubringen?
Diabetes gilt heute als Volkskrankheit. Vor 100 Jahren kam die Diagnose noch einem Todesurteil gleich. Jetzt ist die so genannte Zuckerkrankheit gut behandelbar. Das dürfen wir auf jeden Fall feiern. Aber die wachsende Zahl der Neuerkrankungen macht uns dennoch Sorgen. Vor allem unser moderner Lebensstil, zu dem leider Übergewicht und Bewegungsmangel, aber auch Stress zählen, ist ursächlich für die steigende Anzahl von Diabetespatienten. Wir brauchen mehr Aufklärungsarbeit und mehr Aufmerksamkeit, vor allem für die Folgen einer Diabeteserkrankung. Viele Angebote und Schulungen richten sich an Erkrankte oder Risikogruppen. Wir müssen aber mit der Präventionsarbeit bereits im Kindesalter - in den Schulen und Kitas - beginnen und einen vorbeugenden Lebensstil fördern.
Wie viele Ihrer Patienten haben einen Diabetes?
Grundsätzlich sind ältere Menschen häufiger von Diabetes betroffen. Rund 20 Prozent der Menschen im Alter zwischen 65 und 75 Jahren leiden an der Zuckerkrankheit. Bei ungefähr 25 Prozent dieser Altersgruppe liegt bereits ein Prädiabetes vor, das heißt ein Vorstadium, in dem die Glukosetoleranz gestört oder der Blutzuckerwert erhöht ist, aber noch keine diabetestypischen Symptome vorliegen. Im klinischen Alltag begegnet uns der Diabetes sehr häufig. Bei bis zu 40 Prozent unserer Patienten liegt eine Diabeteserkrankung vor. Die ist im Regelfall bereits bekannt und wird behandelt. Aufgrund des erhöhten Alters leiden unsere geriatrischen Patientinnen und Patienten aber auch an Komplikationen, die durch die Diabeteserkrankung und deren Folgeerkrankungen auftreten, wie zum Beispiel einem Diabetischen Fuß oder der Verschlechterung der Sehkraft.
Wie klären Sie sie auf, und was ist Ihr wichtigster Tipp an sie?
In unserer Geriatrie haben wir eine Diätassistentin und Diabetesberaterin beschäftigt. Sie berät unsere Patientinnen und Patienten zum Thema Diabetes und zum Umgang mit der Erkrankung und bietet gemeinsam mit unserem therapeutischen Team regelmäßig Kochgruppen für unsere Patienten an. Darüber hinaus berät sie auch Angehörige. Denn gerade Freunde und Familie unserer Patientinnen und Patienten sind ein wesentlicher Baustein in der weiteren Unterstützung - besonders nach dem Krankenhausaufenthalt. Wir bieten auch Fortbildungen für Pflegende und ärztliche Kolleginnen und Kollegen sowie Schulungen für Angehörige und Betroffene an. Wichtig ist, sich und seinen Körper zu beobachten und Veränderungen wahrzunehmen, wie etwa häufigeren Harndrang, allgemeine Schwäche, Müdigkeit oder Hautjucken. Vor allem bei älteren Menschen werden unspezifische Symptome häufig mit dem Älterwerden in Verbindung gebracht, ohne eine Diabeteserkrankung zu vermuten.
Kurzum: Wie bei vielen Erkrankungen gilt auch beim Diabetes: Die Vorbeugung einer Erkrankung durch einen gesunden und ausgeglichenen Lebensstil, eine ausgewogene gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind das A und O.
Herr Nabitowski, vielen Dank für das Gespräch!