Zum Hauptinhalt springen

Wochenbettdepression: Kein persönliches Versagen

Das Kreißsaal-Team des Evangelischen Krankenhauses Ludwigsfelde-Teltow nimmt den Welttag für psychische Gesundheit zum Anlass, sich dem Thema Wochenbettdepression zu widmen. Wir haben dazu mit Hebamme Julia Bluhm gesprochen.

"Depressionen können über die gesamte Lebensspanne auftreten - auch in Phasen, die wir mit Freude und Glück verbinden, während der #Schwangerschaft oder nach der Geburt. Wochenbettdepressionen sind nicht zu verwechseln mit dem "Baby Blues", der nach der Geburt für eine kurze Phase auftritt, in der Mütter "leicht mal die Fassung verlieren", stimmungslabil und ängstlich sind und vielleicht alles in Frage stellen, ob das alles so richtig ist, was sie da tun. Ein "Baby Blues" klingt nach kurzer Zeit ohne Behandlung wieder ab.

Bleiben die Symptome allerdings über einen längeren Zeitraum, kann das schwerwiegende Folgen für Mutter und auch das Kind haben. Depressionen in der Schwangerschaft und nach der Geburt gehören in professionelle Behandlung - vorausgesetzt, die Krankheit wird erkannt, denn oft werden Anzeichen einer Depression übersehen, und der Mutter wird (im privaten Umfeld) gesagt, sie solle sich "nicht so anstellen" oder "sich mal zusammenreißen". Die Wochenbettdepression ist eine schwere, länger andauernde Erkrankung, die im ersten Jahr nach einer Geburt auftritt.

Symptome können ganz unterschiedlich sein: eine ausgeprägte emotionale Labilität, die Unfähigkeit, positive Gefühle für das eigene Kind zu entwickeln, übermäßige Angst um das Wohlergehen des Kindes, Versagensängste, Zwangsgedanken (etwa das Kind schädigen zu wollen) oder Stillprobleme.

Ursachen, an einer Wochenbettdepression zu erkranken, gibt es unterschiedliche. Gesagt sei aber: Es kann wirklich jede Mutter treffen - und auch jeden Vater. Beispielhafte Ursachen können sein: Schwangerschaftskomplikationen, traumatisches Geburtserlebnis, Neufindung der Rolle als Mutter, mangelnde soziale Unterstützung, fehlende Partnerschaft. Gesellschaftlich gesehen gehört auch ein verklärtes und überholtes Mutter-Image dazu; das heißt, es wird einem suggeriert, wie eine Mutter zu sein hat, die Frau kann dies aber nicht umsetzen, weil es schlicht utopisch ist.

Eine Wochenbettdepression gehört in professionelle Hände! Informationen und Hilfe bieten etwa Schatten und Licht e.V. (https://schatten-und-licht.de) und die Marcé Gesellschaft (http://marce-gesellschaft.de). Um zu klären, ob eine Wochenbettdepression vorliegt, kann die Mutter nach der Geburt einen Edinburgh Depressions-Fragebogen ausfüllen (EPDS – Edinburgh Postnatal Depression Scale, https://bit.ly/3kOzpH0). Natürlich sind auch die Hebamme beziehungsweise die Frauenärztin erste Ansprechpartnerinnen für betroffene Mütter.

Wichtig ist und bleibt darüber aufzuklären und psychische Erkrankungen in der Gesellschaft zu einem Alltagsthema zu machen. Denn eine Wochenbettdepression ist kein persönliches Versagen und kein Zeichen dafür, dass eine Frau eine schlechte Mutter ist oder ihr Kind nicht genügend liebt. Es ist eine Krankheit, die behandelt werden kann. Im Interesse von Mutter und Kind sollte immer unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden."

Die Telefonseelsorge ist ein weiterer guter erster Ansprechpartner. Jederzeit erreichbar unter 0800 1110111 oder online: https://online.telefonseelsorge.de 

Den Welttag für psychische Gesundheit haben die World Federation for Mental Health (WFMH) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen, um auf die psychische Gesundheit von Menschen aufmerksam zumachen, Informationen über psychische Krankheiten zugänglich zu machen und die Solidarität mit psychisch Kranken und ihren Angehörigen auszudrücken. Der Welttag wird jährlich am 10. Oktober begangen.

Das Evangelische Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow ist ein zukunftsorientiertes Krankenhaus der Grundversorgung im Verbund Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin. Es besteht aus sechs Kliniken und verfügt über 245 vollstationäre Betten sowie zehn Plätze in der Tagesklinik Geriatrie.

Zurück